So klein lebt Deutschland – Tiny Living und das Koda Haus

Tiny Living Vorschau

Zwischen Mietanstieg und Wohnraummangel wächst der Trend zum Tiny Living. Immer mehr Menschen träumen vom eigenen Mikro- oder Minihaus. Ob Koda Haus oder Tiny House on Wheels – wir beleuchten, welche Vorzüge der Wohnminimalismus birgt.

 

Was ist Tiny Living?

Der Begriff Tiny Living ist nicht klar definiert. Im Allgemeinen spricht man aber von Tiny Living, wenn die Wohnfläche unter 50 m² liegt und alles Wesentliche wie Kochnische, Wohn-, Schlaf- und Sanitärbereich auf dieser Fläche vereint. Häuser dieser Größe nennen sich Mikro- beziehungsweise Minihaus. Wohnhäuser zwischen 50m² und 90 m² zählen als Kleinhaus. Mikro-, Mini- und Kleinhäuser stehen auf einer Art Fundament, müssen damit aber nicht zwingend verbunden sein. Das ermöglicht unter anderem, einen gewissen Aufwand mit Kran und Tieflader vorausgesetzt, sie an einen anderen Platz zu versetzen.

Als Tiny House werden in den USA dediziert auf Rädern gebaute Wohnhäuser (Tiny House on Wheels, kurz: THOW) bezeichnet. Diese Begriffsbezeichnung ist auch in Deutschland gängig, wobei es noch keine feste Definition für Tiny House gibt. Hierzulande fallen allerdings auch kleine Häuser ohne Räder in diese Kategorie. Typische Tiny Houses übernehmen viele Konzepte aus dem Bereich Wohnwagen und nutzen clevere Lösungen wie Schlafpodeste, Komposttoiletten, Klapp- und Stauraummöbel, um das geringe Platzangebot optimal auszunutzen. Wenn ein Tiny House auf einen Anhänger mit Rädern aufgebaut ist, lässt es sich ähnlich wie ein Wohnwagen relativ leicht von Ort zu Ort transportieren.

Tiny Living Galerie1

(1. Bett , 2. Spiegel , 3. Beistelltisch , 4. Wecker )

Was sind die Vorteile und was die Nachteile von Tiny Living?

Ein Mikro-, Mini- oder Kleinhaus beziehungsweise ein Tiny House auf Rädern bietet sich in diversen Situationen an und hat etliche Vorteile. Hier ein Überblick:

Geringe Kosten

Die Kosten sind beim Tiny Living geringer als bei einem Haus typischer Größe. Wie viel ein Mikro-, Mini- oder Kleinhaus beziehungsweise rollendes Tiny House kostet, lässt sich konkret nicht beziffern, da Größe und Ausstattung ausschlaggebend sind. Als Richtwert: geringe Wohnfläche mit Grundausstattung ab 35.000 Euro aufwärts. Im Vergleich zu einer Eigentumswohnung oder einem Eigenheim sind das geringe Kosten. Und auch beim Unterhalt (Strom, Wasser etc.) punkten die Minibehausungen. Die finanzielle Freiheit rückt dank Tiny Living in greifbare Nähe.

(1. Pendelleuchte , 2. Esstisch , 3. Polsterstuhl , 4. Teppich , 5. Hocker , 6. Schaukel , 7. Katzen – Kratzbaum)

Nachhaltigkeit

Minimalhäuser überzeugen in Sachen Nachhaltigkeit, denn bei Betrieb und Bau fallen weniger Emissionen an als bei gewöhnlichen Wohnhäusern. Viele Hersteller der kleinen Behausungen haben den Umweltaspekt gezielt im Blick und optimieren ihr Zuhause nach der Nachhaltigkeitsprämisse. Dafür nutzen sie beispielsweise recycelte Materialien, etwa alte Jeans als Dämmstoff oder bauen direkt eine Solaranlage aufs Dach.

Wenig Hausarbeit

Wer viel Wohnraum zur Verfügung hat, muss auch viel putzen. Ein Minimalhaus ist schneller sauber. Für alle Messis: Da sich die Nutzungsweisen des Wohnraums oftmals überschneiden, empfiehlt es sich, kleinere Unordnung immer sofort zu beseitigen.

(1. Barhocker , 2. Pendelleuchte , 3. Wasserhahn , 4. Wandregal , 5. Geschirrtrockner)

Weniger Ballast

Tiny Living bedeutet weniger Wohnraum als gewöhnlich und damit auch weder Abstellräume noch einen Keller, in dem sich unnützes Zeug ansammeln kann. Man wohnt wirklich nur mit den Dingen zusammen, die auf die eine oder andere Art wertvoll sind. Für viele fühlt sich das befreiend an.

Einfache temporäre Wohnlösung

Ein Tiny House auf Rädern oder ein Mikro-, Mini- beziehungsweise Kleinhaus bietet sich als temporäre Wohnlösung für Studierende oder Senioren an, die einige Jahre an einem bestimmten Ort verbringen möchten.

(1. Lichterkette , 2. Außenlampe , 3. Hängesofa , 4. Outdoor Sessel )

Lösung für Platzmangel

In vielen Städten fehlt bezahlbarer Wohnraum. Gleichzeitig liegen unbebaute Grundstücke brach. Solche Baulücken könnten vergleichsweise schnell und kostengünstig mit Minibehausungen bebaut werden. Erste Initiativen dazu gibt es bereits, etwa in Dortmund (alter Sportplatz für Tiny Village aus feststehenden Minihäusern), Hannover (Urban Ecovillage), Tübingen und Warendorf (Tiny-House-Siedlung für THOW).

Bei allen Vorteilen hat der Wohnminimalismus doch auch einen Nachteil: die Bürokratie. Projekte der Bebauung und Flächennutzung, auch solche der Tiny Houses, sind in Deutschland vom Gesetzgeber stark reguliert. Wenn du ein Tiny House planst, kann es also passieren, dass du die eine oder andere bürokratische Hürde nehmen musst, bevor du mit dem Bau anfangen kannst.

Rechtliche Grundlagen – Was du beim Tiny House beachten solltest

Wer von einem eigenen klein dimensionierten Heim träumt, fühlt sich mitunter von den Bestimmungen in Deutschland überfordert. Denn für feststehende wie für rollende Häuschen gibt es jede Menge Regeln. THOW, also bewegliche Tiny Houses, bedürfen einer straßenverkehrstechnischen Zulassung und müssen konkrete Vorgaben bezüglich Größe und Gewicht erfüllen. Das verlangt nach einer Balance zwischen Mobilität und Luxus, denn je schwerer ein rollendes Tiny House ist, desto komplizierter gestaltet sich der Aspekt Mobilität. Nach der Zulassung durch DEKRA oder TÜV darf ein Tiny House auf Rädern nur auf bestimmten Flächen parken. Hierzu zählen ausgewiesene Stellplätze, Campingplätze oder Bauland mit erschlossener Infrastruktur, die als solche ein Straßen-, Wasser- und Stromnetz und eine Kanalisation vorweisen muss.

Feststehende Mikro-, Mini- oder Kleinhäuser bedürfen einer Baugenehmigung, ganz so wie ein gewöhnliches Haus. Bisher gibt es in Deutschland keine gesonderte Gesetzgebung für Tiny Living oder mobiles Wohnen. Sie fallen trotz ihrer geringen Größe unter die üblichen Flächennutzungs- und Baugesetze.

(1. Sonnenschirm , 2. Barhocker )

Was ist ein Koda Haus?

Ein besonders ansprechendes Konzept des Tiny Living, sowohl das Stilistische als auch seine Funktionalität betreffend, offeriert das Koda Haus. Von außen erinnert das kleine Koda Haus an einen Quader mit riesiger Fensterfront. Ein Blick ins Innere offenbart jedoch trotz seiner geringen Größe ein ganzes Haus. Denn das minimalistische Häuschen bietet auf zwei Etagen alles, was du wirklich brauchst: ein Wohnzimmer, ein Badezimmer, eine Küchenzeile und ein Schlafzimmer. Insgesamt hat das Koda Haus eine Fläche von 26 m². Dank der riesigen Fenster, der hohen Decken und dem großzügig-schlichten Design der Einrichtung fühlt sich das Koda Haus jedoch deutlich größer an. Zwei Personen können problemlos im Koda Haus leben. Der Arbeitsplatz ist dabei reichlich bemessen: Die Schreibtische böten genügend Platz für vier Personen. Ob als Wohnhaus, Atelier, Büro, Café, Hotel, Shop oder Werkstatt – die Nutzungsmöglichkeiten des Koda Haus sind vielfältig. Seine Errichtung ist denkbar einfach, da das Koda Haus in einem Stück geliefert wird. Eine wichtige Voraussetzung ist ein fester, ebener Untergrund beziehungsweise ein Fundament. Ebenfalls zwingend notwendig sind natürlich Anschlussmöglichkeiten für Strom, Wasser und Abwasser. Der Einzug ist direkt nach dem Aufstellen möglich. Entwickelt wurde das Koda Haus von dem estländischen Architekturbüro Kodasema, welches das Minimalhaus nahezu weltweit vertreibt.

Urlaub bei Meyers Tiny House

Lust bekommen, Tiny Living selbst auszuprobieren? Möglich ist das im Koda Haus in Estland, das als Hotelzimmer vermietet wird! Eine weniger weit entfernte Option ist Meyers Tiny House, eine kleine gemütliche Urlaubsanlage am Kamernschen See in Sachsen-Anhalt. Meyers Tiny House vermietet derzeit zwei Tiny Houses auf Rädern und bietet Schlafmöglichkeiten für zwei beziehungsweise für drei Personen. Das Meyers-Tiny-House-„Hotel“ ging im Jahr 2017 mit einem THOW an den Start. Seitdem ist ein zweites Minimalhäuschen dazugekommen. Bei einem Aufenthalt bei Meyers Tiny House kannst du ausprobieren, was Tiny Living bedeutet und wie es dir gefällt.



LETZTES UPDATE: 17.März 2021 von